Besuch aus der Gehörlosenschule in Mwanga / Tansania
Westfälisches Tasania-Fest in Recklinghausen
Das Gehörlosenzentrum in Recklinghausen ist 80 Personen gut gefüllt – obwohl heute die Bahn streikt! Aber: Heute ist hier das Westfälische Tansania-Fest.
Der Saal ist hübsch geschmückt: Frühlingssträußchen auf den Tischen. Daran hängen gebastelte Freundschaftstauben mit tansanischer und deutscher Flagge und Servietten mit afrikanischem Motiv.
Die Dekoration ist schön, aber sie ist nicht der Grund für die vielen Besucher. Heute sind zwei Gäste von der Gehörlosenschule in Mwanga, Tansania, da: Die Schulleiterin Navotha Malaki und ihre gehörlose Mitarbeiterin Hosiana Swai.
Sie sind drei Wochen in Deutschland und sind Ehrengäste des Tansania-Festes in Recklinghausen.
Das Fest beginnt mit mit dem gemeinsamen Gottesdienst. Er ist ökumenisch gestaltet. Natürlich sind die evangelischen Gehörlosen-Pfarrerinnen und Pfarrer dabei. Dazu beteiligen sich der gehörlosen Laienprediger, Detlef Gersmann, und die Pastoralreferentin der Gehörlosenseelsorge im Bistum Münster, Monika Prillwitz. Auch die beiden tansanischen Gäste tragen ein Gebärdenlied aus Tansania bei. Dies wird von der Gemeinde gern mitgebärdet.
Für die beiden Tansanierinnen übersetzen Pfarrer Christoph Hauschild und Pfarrerin Barbara Plümer den Gottesdienst ins Englische und in eine Mischung aus Deutschen Gebärden mit englischem Mundbild. Denn tansanische Gebärdensprache können die beiden Deutschen nicht. Doch mit der Englisch-Deutschen Notlösung haben die vier schon Erfahrung. Denn seit vier Tagen sind Navotha und Hosiana im Münsterland zu Gast.
Dort hatten sie eine kleines touristischen Programm und sie haben am Donnerstag die Münsterlandschule (Förderschule für Gehörlose in Münster) besucht. Dort nahm sich die Schulleiterin der Schule Zeit für ihre Kollegin aus Mwanga. Danach haben die Gäste die Lerngruppen besucht. Am Anfang sind die Jugendlichen unsicher: Wie kommuniziere ich mit den Fremden? Aber die gehörlose Lehrerin Hosiana Swai nimmt in (tansanischer) Gebärdensprache zu ihnen Kontakt auf. Und das klappt trotz anderer Gebärden!
Auch beim Tansania-Fest berichtet die Schulleiterin über die Schule und wird dabei von Pfarrer Schröder in Deutsche Gebärdensprache übersetzt. Sie berichtet, dass die Internatsschule derzeit von 103 Kindern und Jugendlichen besucht wird. Das kennen viele aus der eigenen Vergangenheit.Aber für die Deutschen ist der strenge Tagesablauf in Mwanga neu. Sie folgen mit Interesse dem Bericht über die Projekte der Jugendlichen wie etwa dem Gemüsegarten, der Kuhfarm oder dem Hühner-Projekt. Dafür haben die Gemeinden im letzten Jahr Geld gesammelt. Dies Projekt trägt inzwischen Früchte – oder besser: Eier. Denn die Küken sind jetzt ausgewachsen und legen Eier. Die verbessern die Ernährung der Kinder.
Danach berichtet gehörlose Lehrerin Hosana Swai über die Situation der Gehörlosen in Tansania.
Dort sind etwa 6 Millionen Menschen gehörlos, also 10% der 62 Millionen Bürgerinnen und Bürger. In Deutschland ist 1 von 1000 Menschen gehörlos. Also 100 mal weniger als in Tansania. Aber in Tansania gibt es kaum Hörgeräte. Deshalb sind Schwerhörige genauso auf Gebärden angewiesen wie Gehörlose. Rechnet man in Deutschland Gehörlose und Schwerhörige zusammen, dann sind die Zahlen von Deutschland und Tansania ähnlich.
Der Bericht über die Feier des Tages der Gehörlosen in Tansania macht großen Eindruck. Denn dann treffen sich Gehörlose aus allen Regionen Tansanias an einem Ort und machen einen bunten und lauten Umzug durch den Ort und feiern ihre Gehörlosenkultur.
Darin sind die deutschen Gehörlosen den tansanischen dann wieder sehr nahe: Wir sind stolz auf die visuelle Kultur !
Und so verlassen Deutsche und Tansanier das Fest mit dem Gefühl der Verbundenheit und der Gewissheit: Wir sind Geschwister im Glauben und in der Gebärdensprachkultur!